Dies ist literarisch das Beste, was ich in den letzten Jahren gelesen habe.
All die neue Realitätsliteratur, wo Autoren Wirklichkeiten abschreiben und Literatur behaupten, ist banal und langweilig im Vergleich zu "Aljoscha".
Erdmann erzählt das Unsagbare.

Vito von Eichborn, Verleger und Herausgeber







17.08.2021

Ganz ganz große Literatur





inforadio rbb (Rundfunk Berlin-Brandenburg), "Quergelesen", Sendung vom 27.05.2007

Vito von Eichborn im Gespräch

Eichborn, Jahrgang 1943, war Lektor bei S. Fischer, gründete 1980 den Eichborn Verlag mit einem Programm von Spontisprüchen und Walter Moers bis zur Anderen Bibliothek. Er hat für Senator Entertainment den schwächelnden Europa Verlag aufgebaut und ist seit 2006 Herausgeber der Reihe Edition BoD im Verlag "Books on Demand". Den umtriebigen Buchmacher hat Harald Asel im März auf der Leipziger Buchmesse getroffen.

Vito von Eichborn über "Aljoscha der Idiot" von Christian Erdmann auf der Leipziger Buchmesse 2007 (ab 14:30):









Transkript:

(ab 16:05)

"Etwas bleibt – wissen Sie das im Vorfeld schon?"

"Nein! Alle Zeitgenossen haben sich immer geirrt. Die Zeitgenossen hielten Gutzkow für bedeutender als Goethe. Ich maße mir nicht an, irgendwelche Ewigkeitswerte auch nur ansatzweise beurteilen zu können. Ich kann nichts anderes tun als ein gutes Handwerk zu liefern und zu hoffen, daß was Bleibendes dabei war. Das Meiste verschwindet; in dieser Zeit jetzt ohnehin, in der Beschleunigungszeit. Welches der Bücher oder der Autoren bleibt, für die ich verantwortlich war – es wäre vermessen, darüber auch nur nachzudenken. Aber alle Erfahrung sagt, irgendwas wird schon bleiben. Ich habe Spuren hinterlassen – welche es sind, weiß ich nicht. Das müssen die Späteren beurteilen."

"Wie ist das jetzt mit Ihrer neuen Herausgeber-Tätigkeit hier bei Books on Demand, mit dieser Edition? Auch da ist es ja so, durch die neuen technologischen Entwicklungen ist es möglich, von der Auflage 1 bis zur Auflage 1.000.000 alles zu liefern, was der Markt braucht. Gleichzeitig ist das große Problem, wie kommen eigentlich die Themen wiederum an die Leser? Wie erfahren die davon? Und da gibt es ja nun bei vielen die Befürchtung, egal ob ich jetzt eine Auflage drucke, die feststeht, oder ob ich sage, ich setze das ins Internet und warte, bis irgend jemand auf die Idee kommt, das Buch möchte ich gerne haben, und drucke es dann – die Wahrnehmungsschwelle wird immer höher. Was machen Sie da? Was ist da Ihre Idee?"

"Naja, zunächst mal bleiben wir auf dem Teppich. Ich wähle aus den Büchern aus, die die Autoren selbst bei BoD veröffentlicht haben, und sage zu jedem dieser Bücher: dies ist ein Buch, das es verdient hat, in einer Buchhandlung geführt zu werden. Oder: dies ist ein Buch, das genausogut in einem herkömmlichen, traditionellen, etablierten Verlag hätte erscheinen können. Das behaupte ich von jedem dieser Bücher, und danach wähle ich aus. Das ist noch nicht die Frage nach Größe. Sondern zunächst mal ein gewisses Maß an Professionalität dieser Autoren, so daß ich es für handelsverträglich halte.

Und dann gibt es so einen Fall wie dieses neue Buch jetzt, 'Aljoscha der Idiot' – das ist ganz große, ganz ganz große Literatur. Und es ist anspruchsvoll. Und es ist zu anspruchsvoll für den Markt. Je intelligenter ein Buch, um so weniger Leser gibt es dafür. Das ist so intelligent, daß die herkömmlichen Verlage es ablehnen, und sie lehnen ein Juwel ab."

(ab 22:20)

"Dann gibt es jemanden, der philosophiert, wunderbar. Bis zu jetzt meinem neuen Liebling im Moment gerade, Aljoscha, 'Aljoscha der Idiot' – bitte unbedingt lesen, allesamt! 'Aljoscha der Idiot' ist ganz große, ganz ganz große Literatur. Sie ist nicht leicht, ich warne, man muß sich ein bißchen Mühe geben. Aber dann ist es ein traumhaft gutes Buch."


 



















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