Dies ist literarisch das Beste, was ich in den letzten Jahren gelesen habe.
All die neue Realitätsliteratur, wo Autoren Wirklichkeiten abschreiben und Literatur behaupten, ist banal und langweilig im Vergleich zu "Aljoscha".
Erdmann erzählt das Unsagbare.

Vito von Eichborn, Verleger und Herausgeber







31.07.2021

Rezension No. 1





13. Februar 2005 

Love never dies

Von mary smith



 
Christian Erdmanns wunderschöner Roman erzählt die Geschichte des Philosophiestudenten Aljoscha Tuschkin, der das bittersüße Ende seiner Jugendliebe und den geheimnisvollen Anfang einer außergewöhnlichen, großen Liebe erlebt.

Der Autor schreibt in einem atemberaubenden, wunderbar altmodischen Sprachstil und führt den Leser mit unglaublicher Gewandtheit, erstaunlich weit gefaßtem Wissen und äußerst feinem Humor durch die tiefe, empfindungsreiche, philosophisch geprägte und doch postmoderne Gedanken- und Gefühlswelt des Protagonisten.

Man kann und will sich den erzählerisch erzeugten Stimmungen, den beschriebenen Umgebungen und Personen und vor allem der Seele dieses "Idioten" kaum entziehen.

Ich werde wohl nie mehr den Hörsaal einer Universität betreten ohne mich an "Aljoscha" zu erinnern und ich werde nie wieder Kunstgeschichte-Studentinnen sehen können ohne in unkontrolliertes, wenngleich liebevolles Lachen auszubrechen.

Eine Hommage an die Liebe, die Philosophie, die Musik und die Kunst - daher unbedingt lesenswert für alle, die noch nicht aufgehört haben oder wieder anfangen wollen zu denken und zu fühlen.








04.07.2021

Leipziger Buchmesse 2005





Präsentation von "Aljoscha der Idiot" auf der Leipziger Buchmesse 
17.03. - 20.03.2005


Kurzvorstellung des Romans im Messe-Sonderteil von BoD AKTUELL 19
Frühling 2005

















03.07.2021

Wovon handelt der Roman?

 
 
 
 
 
Davon, wie alles sich verändert, obwohl scheinbar nichts geschieht. 

Die Welt ist alles, was der Fall ist, sagte Wittgenstein. Die Welt ist nichts, was der Normalfall ist, davon handelt dieser Roman. Er beschreibt jenen quasi-pathologischen Zustand, den die Wissenschaft unter dem Fachbegriff "Begegnung mit einer Frau" kennt.

Wer ist diese Frau? Was hat sie mit einem Horrorfilm aus dem Jahre 1942 zu tun? Was weiß sie über den Studenten Aljoscha? Und warum geschieht nichts, außer daß Aljoscha ihr wieder und wieder begegnet, als wären es geheime Verabredungen?

Warum scheint SIE alles über den Sinn dieser Begegnungen zu wissen und er nicht? Manipuliert SIE den Ablauf der linearen Zeit? Wie fühlt es sich an in der Realität hinter der Realität, wo die Welt gar nicht entzaubert ist? Ist die Wirklichkeit in Wirklichkeit voller verborgener Muster? Von welcher Art ist dieser Blick, der die Vernunft in 1000 Stücke schlägt?

Warum ist SIE anders, unvorstellbar anders?

Was haben der alte Matthäus, Gott, Immanuel Kant, Hilfssheriff Iggy Pop, der Herzausreißer Nick Cave, ein Saufaus namens Aristophanes, die unentzifferbare Wahrheit des Schauerlichen, Isis, Iris, Orpheus, ein dunkles Geschlecht, Maria Magdalena, Caravaggios Messer, Dantes Begegnung mit Beatrice, die Dritte Sinfonie von Gustav Mahler, die Gedichte von Majakowski, ein säbelrasselnder Hauptmann, ein Satz von Rilke, der Wäscheberg von André Breton, die Metamorphosen des Ovid und die des Apuleius, Professor Pfropfnapf und seine aufregende Assistentin Marie-France, Rembrandt, Dürer und Poussin, die Zahl 7, der Fels, von dem es hieß, er würde niemals bröckeln, eine Blüte vom Grab der Kameliendame, ein Vers des Dichters Percy Shelley, die Marionette Petruschka, der Scheitel des Rowland S. Howard, sieben Köpfe aus Ton, Schillers Schreibtisch-Schublade, ein Opfermädchen aus "Le Sacre du Printemps", Vaslav Nijinsky, menetekelnde Gelehrte und merkwürdige Kommilitonen in dieser Geschichte zu suchen? 

Ist Liebe die höchste Form der Magie? Warum sieht Leda im Traum, daß Aljoscha sie verläßt? Gibt es Katzenmenschen? Warum ist Aljoscha ein Idiot? Und was sagt eigentlich Aljoschas Freund Pjotr zu alldem? 

Fragen, auf die der Roman eine Antwort gibt. Manchmal auch mehrere Antworten.





















02.07.2021

Stimmen zum Buch (1)





"Ein Roman über einen Mann zwischen zwei Frauen, über die Liebe in all ihren Facetten, in Traum und Wirklichkeit... ein sensibel und gefühlvoll erzählter, ungewöhnlicher Roman... Die Handlung wird aus der Perspektive eines personalen Erzählers vermittelt, der dem Leser Einblicke in die subjektiven Eindrücke, Erlebnisse, Gefühle und Träume des Protagonisten gewährt. Traum- und Gedankenwelt Aljoschas und die Realität wechseln sich ab, stehen nebeneinander und verschwimmen zum Teil. Daraus bezieht der Roman seinen besonderen Reiz. Der Autor bedient sich einer dichten, komplexen Sprache, mit der er seine Charaktere mit viel Gespür für psychologische Vorgänge sensibel und glaubhaft entwirft." 

(Verlagslektor I)






"Mich hat Ihr Text sehr beeindruckt; er ist sehr wortmächtig. Etwas manieriert erschienen mir die in den Text implantierten Früchte Ihres Philosophie-Studiums, die englischen Fragmente, die exotische Namenswahl und vielerlei Einzelausdrücke und Wendungen. Und auch die Einbettung der traumartigen Passagen hat mich nicht ganz überzeugt. Aber das ist nur meine persönliche Meinung, und fassen Sie diese Kritik vor allem als artikuliertes Interesse an Ihrer Schriftstellerei auf." 

(Verlagslektor II)






"Es ist positiv zu bewerten, dass Sie mit Ihrem Roman literarisch hohe Ansprüche verfolgen. Doch unserer Erfahrung nach lassen sich derart ambitionierte belletristische Debüts kaum noch auf dem Markt durchsetzen. Für uns ist dieser Versuch mit einem zu hohen Risiko verbunden." 

(Verlagslektor III)





"Die Frau von Stein findet meine Methode besser als die deinige." 

(Jakob Michael Reinhold Lenz an Johann Wolfgang von Goethe; Briefe von und an J. M. R. Lenz, Bd. II, Leipzig 1918, 31) 





"Indessen, trotz alledem, und obwohl man dieses und jenes und auch noch ein Drittes zugeben kann, und vielleicht sogar... Ja, wo gibt es denn keine Unsinnigkeiten? Was man gegen diese Geschichte auch einwenden mag - irgend etwas ist an ihr dran. Redet, was ihr wollt: solche Dinge kommen vor. Zwar selten. Aber sie kommen vor." 

(Nikolaj Gogol, Meistererzählungen, Zürich 1988, 446)





"... es handelt sich um Ereignisse, die ihrer Art nach bloß festgestellt werden können, aber sie haben jedesmal ganz das Aussehen eines Signals, ohne daß man genau sagen könnte, was für ein Signal es ist, sie lösen in voller Einsamkeit das Bewußtsein unwahrscheinlicher Mitwirkung aus..." 

(André Breton, Nadja, Pfullingen 1960, 15)






"Das Rätsel ist folgendes: wie kann man ein Geheimnis haben, ohne es zu wissen? Die rätselhafte Lösung ist folgende: nur der andere weiß es, nur Gott weiß es, nur das Schicksal weiß es, das Geheimnis ist das, was euch ohne euer Wissen umgibt." 

(Jean Baudrillard, Die fatalen Strategien, München 1991, 165)






"Der Roman handelt vom Leben - stellt Leben dar. Oft enthält er Begebenheiten einer Maskerade - eine maskierte Begebenheit unter maskierten Personen. Man hebe die Masken - es sind bekannte Begebenheiten - bekannte Personen." 

(Novalis, Briefe und Werke III, Berlin 1943, 130)





"Und von den verschiedenen Lesarten, die eine Geschichte zuweilen hat, ziehe ich für meinen Gebrauch die ungewöhnlichste und merkwürdigste vor." 

(Michel de Montaigne, Essais, Zürich 1996, 153)





"Das Schicksal liebt es, Muster und Figuren zu erfinden. Seine Schwierigkeit beruht im Komplizierten." 

(Rainer Maria Rilke, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Leipzig 1938, 241)





"Von mir aus will ich noch bemerken, daß fast jede Wirklichkeit, wenn sie auch ihre unwiderleglichen Gesetze hat, unwahrscheinlich und unglaublich erscheint. Und je wirklicher sie ist, desto unwahrscheinlicher sieht sie mitunter aus." 

(Fjodor Dostojewskij, Der Idiot, München 1979, 495)






"So gesehen gibt es überall Verbindungen und Verführung: nichts ist isoliert, nichts geschieht zufällig - der Zusammenhang ist absolut. Das Problem bestünde eher darin, diesen totalen Zusammenhang der Ereignisse an bestimmten Punkten zu bremsen oder anzuhalten: den Taumel der Verführung und der Verkettung der Formen untereinander anhalten, das heißt diese magische Ordnung (andere werden sagen, diese magische Unordnung), die wir in Form von kettenartigen Sequenzen und (glücklichen oder unglücklichen) Koinzidenzen, in der Form des Schicksals und der unvermeidbaren Vereinigung, bei der sich die Ereignisse wie durch ein Wunder zusammenfügen, plötzlich wieder auftauchen sehen (...)" 

(Jean Baudrillard, Die fatalen Strategien, München 1991, 184 ff.)





"Alle Leidenschaft ist eine Bezauberung. Ein reizendes Mädchen eine reellere Zauberin, als man glaubt."

(Novalis, Briefe und Werke III, Berlin 1943, 179)





"Die Leidenschaft setzt alles zu sich selbst in Bezug." 

(Charles Baudelaire, Mein entblößtes Herz, Frankfurt am Main 1986, 16)





"Jetzt gehört es nicht nur zu meinen Gewohnheiten, sondern auch zu meinem Geschmacke - einem boshaften Geschmacke vielleicht? -, nichts mehr zu schreiben, womit nicht jede Art Mensch, die 'Eile hat', zur Verzweiflung gebracht wird." 

(Friedrich Nietzsche, Morgenröte, Stuttgart 1991, 9)






"Als sein erstes Buch - Betrachtung - bei Wolff erschienen war, sagte er mir: 'Elf Bücher wurden bei André abgesetzt. Zehn habe ich selbst gekauft. Ich möchte nur wissen, wer das elfte hat.' Dabei lächelte er vergnügt." 

(Max Brod, Über Franz Kafka, Frankfurt am Main 1974, 368)





"Mein Gott", seufzte Des Esseintes, "wie wenig Bücher es doch gibt, die man zum zweitenmal lesen kann!" 

(Joris Karl Huysmans, Gegen den Strich, Zürich 1981, 330)






"Wer zwei Paar Hosen hat, mache eins zu Geld und schaffe sich dieses Buch an." 

(Georg Christoph Lichtenberg, Pfennigs-Wahrheiten, München 1992, 39)





"Es gibt immateriellen Schrott und es gibt aurum sine materia. Wer nicht weiß, was das ist, der sollte dieses Buch erwerben und es lesen." 

(Bernhard H. F. Taureck, Professor der Philosophie, Universität Braunschweig) 





"Ich würde gerne meinen gesamten Vorrat an Vitaminkeksen hergeben, um rauszukriegen, was drinsteht!"

(Léo Malet, Das fünfte Verfahren, Reinbek bei Hamburg 1997, 135)





















01.07.2021

Cover 1












Cover der Erstausgabe von "Aljoscha der Idiot", 
erschienen im Januar 2005

Holzschnitt von Frans Masereel (aus "Mein Stundenbuch")

Reproduktionsgenehmigung der VG Bild-Kunst nach Zustimmung durch den Masereel-Nachlaß am 17.11.2003