Dies ist literarisch das Beste, was ich in den letzten Jahren gelesen habe.
All die neue Realitätsliteratur, wo Autoren Wirklichkeiten abschreiben und Literatur behaupten, ist banal und langweilig im Vergleich zu "Aljoscha".
Erdmann erzählt das Unsagbare.

Vito von Eichborn, Verleger und Herausgeber







25.08.2021

Erzählen Sie wirklich das Unsagbare?












SPIEGEL ONLINE Forum
"Literatur - Was lohnt es noch, zu lesen?"

03.06.2008 




Ty Coon: 
Einen, der einen sehr gefühlvollen Umgang mit unserer Sprache pflegt, der auch wirklich etwas zu sagen hat, haben wir übrigens in unserer Mitte: den geschätzten Aljoscha.




05.06.2008 




ray05: 
Jetzt mal abgesehen von den Verrenkungen Ihres Verlegers; erzählen Sie wirklich das Unsagbare? Sagen Sie JA und ich werd's kaufen.




06.06.2008 




Pnin: 
Mindestens jedenfalls das nur-sehr-schwer-Sagbare. Und das mit leichter Zunge :) 




Ty Coon: 
Einerseits fühlte ich mich von Erdmanns Sprache angezogen, weil sie wirklich etwas Neues im deutschen Blätterwald darstellt, als hätte sich ein wunderschöner Quetzal in die norddeutschen Wälder verirrt, andererseits von dieser Zitat-, Metaphern- und Aphorismenwut etwas verprellt.

An diesem Buch ist vieles besonders. Es ist das erste in Eigenregie gedruckte Buch, ein überaus ambitioniertes zumal, das den Weg in meine Wohnung gefunden hat ... 




Aljoscha der Idiot: 
Entweder kann man mit dem Roman rein nichts anfangen (auch wenn man nur darin "gestöbert" hat), oder er steigt in persönliche Lieblingslisten auf. Unglücklich macht mich so eine Konstellation nicht gerade. In die schlimmste Hölle kommen bekanntlich die Lauen. Mag sein, daß es beim Lesen erstmal einen Schiffbruch gibt, und dann geht’s darum, umschlingen dich die Sirenen oder kicken sie dich weg. Interessanterweise haben Frauen offensichtlich sehr viel weniger Schwierigkeiten mit dem Buch, vielleicht ist ja was dran an der These von der Affinität zu analogem Denken.

Der Metapher übrigens sind wir lediglich entfremdet. Metaphern sind nicht nur unabdingbarer Bestandteil der Poesie, Blumenberg legt nahe, sie auch als Grundlage der europäischen Philosophie zu sehen. In diesem Sinne danke für den Quetzal. 




easystreets: 
Ich habe nur Auszüge gelesen und mich dagegen auf Aljoschas Webseite etwas umgetan. Mein eins-Komma-zweiter Eindruck war von sowohl der auf der (zum Buch eigentlich dazugehörigen) Webseite vorgestellten Musik wie der Stilisierung wie der Thematik: Ach das meint er! Da hat er sich aber ein schwer zu fassendes Thema ausgesucht und das zur heutigen Zeit, wo ja nun grad gerade da herum a) ein Bogen gemacht wird oder b) es wie nur unwirklich zu existieren scheint oder c) man ja nur scheitern kann mit. Aus c) ließe sich schließen, dass Aljoscha der Idiot nur der eine Teil der Geschichte ist, und zwar sowohl inhaltlich als auch sprachlich für den Autor. 




ray05: 
Jetzt verrat nicht alles. Will mir grad das Buch besorgen. ;) 




easystreets: 
Einen Teufel werd ich tun! Ich träte in die Bärenfalle zudem. 




Monika Cate: 
Keine Sorge. Selbst nach dreimaligem Lesen entdecke ich neue Zusammenhänge, die in meinem Kopf erst entstehen. Das schafft selten nur ein Film, selten nur Musik, selten nur ein Gemälde. Das macht einen Künstler aus für mich, er führt mich in seine Welt, ich entdecke meine eigene und nichts ist mehr wie vorher. Nehmen Sie sich Zeit, es lohnt sich.




07.06.2008 




BerSie: 
Ich besitze das Buch seit etwa einem Jahr.
Persönlich fand ich dieses bemerkenswerte Buch äußerst lesenswert, weil es ein Kontrapunkt (metaphernreich und sprachlich schön) zu der "Schreibe" ist, die ich so anstrebe.
Das Buch war eine Meditation über Thematiken, mit denen ich mich bisher weniger beschäftigt hatte. Hab auch daraus gelernt. 




easystreets: 
In meiner Ordnung gehören Musik und Literatur zusammen, das eine wie das andere ist für sich wie ohne Gegenkraft. Musik ist dem Wesen nach weiblich; ist die Literatur dem Wesen nach männlich? Das würde ein Deut sein in die Alchemie, in der es heißt: Kunst entsteht zwischen Mann und Frau - wobei Mann & Frau ja nicht nur streng körperlich zu sehen sind, sondern "attributös". An Aljoscha finde ich das Schlichte wie Famose und auch Moderne im Sinne von klassisch, dass er die beiden "Länder" zusammen präsentiert - eben z. B. via seiner Webseite.




08.06.2008 




Edda Sörensen: 
Oberflächlich gesehen - das kommt vom "herumstöbern" - kann man sicher den Eindruck gewinnen, es handle sich um ein akademisches Werk. Die Geschichte spielt zwar zum Grossteil in den Vorlesungsräumen einer Kunstakademie, obwohl Aljoscha ja eigentlich Student der Philosophie ist, doch durch den Anblick von erst mal nur den Beinen in hauchdünnen Nylonstrümpfen und hochhackigen Schuhen einer mysteriösen Schönen elektrisiert, entwickelt sich die Geschichte zusehends rasant in Richtung magischer Besessenheit, gespickt mit einem Feuerwerk an wirkungsvoll eingebauten Zitaten und ausgeschmückt mit schier unglaublich phantasiereichen Metaphern, das hat der Forist mit dem Quetzal-Gleichnis sehr schön erkannt.

Auch Monika Cate liegt ganz richtig, wenn sie sagt, dass man obendrein beim wiederholten Lesen viel aus diesem Buch lernen kann.




22.06.2008 




easystreets: 
So sanft wie Aljoscha sich der Sprache bedienen kann, wenn es um Innenwelten geht, vermag ich nicht. Leider oder nicht leider.




01.11.2008 




ray05: 
Zwei Romane habe ich seit dem Frühsommer 2008 gelesen: Erdmanns Aljoscha und Mosebachs ... bereits vergessen, habe mit galoppierender Verblödung zu schaffen seitdem.




02.11.2008 




ray05: 
Falsch formuliert, sehe ich gerade. Habe ZWEI Romane gelesen seitdem, Ursache meiner Beschwerden ist allerdings lediglich der Mosebach.

Den Erdmann kann ich weiterempfehlen. Einige taten das hier ja bereits, ich schließe mich an.















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